Über mich

Oaxaca, Mexico
Mal wieder hat mich das Fernweh gepackt. Dieses Mal geht es für drei Monate nach Mexiko. Damit ich nicht wieder sämtliche E-Mail Postfächer mit meinen Reiseberichten sprenge, werde ich euch ab sofort hier auf dem Laufenden halten. Viel Spaß!

Montag, 3. Januar 2011

Frischer Wind fürs Dörfchen

Nach all den schönen Bildern wird es jetzt mal wieder Zeit für Raueres! Die letzten Tage hier waren sehr politisch - wenn dieses Wort hier manchmal auch anders verstanden werden mag als bei uns.

Am 1.1. sollte wie gesagt der Amtsantritt meines Gastvaters als Presidente sein, weswegen wir auch an Silvester und dem Tag danach nicht in unserem Haus, sondern bei den Eltern meines Gastvaters übernachtet haben. Die Meinungen waren sehr geteilt, aber manche Mitglieder der Familie befürchteten Angriffe auf meinen Gastvater oder seine Familie. Also quartierten wir uns bei der Großfamilie ein, was sehr nervenaufreibend war (genug Nächte voller Kindergekreische für die nächsten Monate!!!).

Am 1. Januar war es dann soweit - mein Gastvater und sein Team übernahmen die Führung im "Palacio Municipal". Um ca. 10 Uhr morgens versammelten sich einige Dorfbewohner vor dem Gebäude um zu beobachten, wie das alte "Team" - das kaum einer wirklich vom sehen kennt, denn es hat nie gearbeitetn- dem neuen die Autorität übergibt. Mein Gastvater hat eine kleine Rede gehalten und das Team hat einen klitzekleinen Schwur abgelegt - alles ganz unformal in üblicher Arbeiterkleidung. Außerdem durfte jeder Dorfbewohner der das Bedürfnis verspürte noch seinen Senf dazu geben - was natürlich auch einige etwas zu ausführlich getan haben.
Danach wurde dann unter notarieller Aufsicht das Inventar überprüft - Mann, Mann, Mann... Ich hab zwar noch nie bei uns in der Gemeinde gearbeitet, aber ich bin mir sicher dass es in den letzten 100 Jahren in unserem Gemeindegebäude NIE so ausgesehen hat! Die "Büroräume" glichen viel mehr einer Mischung aus Abstellkammer, Maschinenraum und ja einem vernachlässigten Keller. Alle Geräte die es darin gab funktionieren nicht mehr - dafür gab es massenweiße Milch und Zucker mit Ablaufdatum 2006. Aber dazu später mehr. Die Inventar-Überprüfung wurde in allen Räumen der Gemeinde durchgezogen - die Toiletten sahen schlimmer aus als ein Bahnhofsklo, ohne Wasser und sonstiges Zubehör, und vom "Dorfgefängnis", naja was war von dem schon zu erwarten?
Als nächstes wurden alle Maschinen der Gemeinde aufgefahren - ein Bagger, einige andere landwirtschaftliche Maschinen (ja, ich hab davon keinen Plan!) und der Krankenwagen. Die Funktionalität wurde vorgeführt und natürlich wurde alles von ca. zwanzig schwerbewaffneten Polizisten überwacht, die mein Gastvater extra aus der Stadt herbestellt hat. Meiner Meinung nach ist er ein bisschen paranoid was Sicherheit angeht aber er muss es ja besser wissen als ich - in diesem Land wundert mich gar nichts mehr.

Mein Gastvater bei seiner Antrittsrede (hab ich selbstverständlich auf Video aufgenommen ;)). Im Hintergrund übrigens sein ganzes Team. Und stilvoll im Vordergrund: Die Mülltonnen...

Sekretärin Eva verkündet die Öffnungszeiten.

Das Municipio öffnet seine Pforten für die neue Autorität...

Die Dorf-Cowboys warten auf Action ;)

Beim Gefängnis ist auch alles klar...

Und auch die Maschinen werden notariell festgehalten...

Das wars dann soweit erst ein mal vom ersten Tag. Gestern, am zweiten Regierungstag quasi, war dann große Aufräumaktion angesagt. Das ganze Dorf war eingeladen - ein paar Leute sind der Einladung auch gefolgt - die Gemeindegebäude und Straßen zu putzen. Ich war natürlich auch dabei. Hab kräftig fotografiert und in den "Büroräumen" mitgeholfen. Dort sind uns erstmal zwei Mäuse begegnet - die Elisabeth eiskalt mit ihrem Schuh erschlagen hat. Alles war total staubig und verdreckt und jeder Mist war rumgelegen. Von kaputten, 1000 Jahre alten Schreibmaschinen über Töpfe und Einwegbecher bis hin zu Babymilchpulver, das vor mehreren Jahren abgelaufen ist und Zucker mit dem man jemanden hätte erschlagen können. Aber wir haben auch total alte, handgeschriebene Urkunden der Gemeinde gefunden (von 1923) und Notenblätter der Dorfkapelle aus dem 18. Jahrhundert. Eine wahre Schatzkammer also... ;)

Erstmal muss Wasser her...

Die Toiletten haben es bitter nötig!

Alle fegen zusammen die Straße...



Die Notenblätter aus dem 18. Jahrhundert begeistern natürlich besonders die Musiker ;) Das im roten T-Shirt ist übrigens Miguel, der am Anfang mein Aufpasser war ;)

Ich hab meinen Gastvater und Eva dann noch zum Kirchentreffen begleitet. Das Team der Kirche hat nämlich auch gewechselt - deshalb musste dort auch das ganze Inventar überprüft werden. Bei der 20. Krone für die Muttergottes hab ich mich dann irgendwann verabschiedet. Vorher haben mich aber ständig alle gezwungen alles zu fotografieren. Obwohl es teilweise stinklangweilig war hab ich das dann eben getan damit alle zufrieden waren. Die Resultate erspare ich euch aber größtenteils ;)

Genug Gitarren für eine Kirche - aber alle kaputt...

Der Altar

Unglaublich mit was die ganzen Heiligenfiguren alles geschmückt werden - Mutter Gottes hat bestimmt zehn Paar Ohrringe. Und jeder musste sie einmal in die Hand nehmen um sicher zu gehen dass auch nichts falsch notiert wird...

Das wars dann erstmal von mir. Das nächste Mal werde ich euch mal ein bisschen ausführlicher über mein Projekt bzw. über mittlerweile ZWEI Projekte berichten. Machts gut!

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