Während ihr euch wahrscheinlich die letzten drei Tage schön
den Magen vollgeschlagen und das ein oder andere Geschenk einkassiert habt, hab
ich mir in den Weihnachtstagen einen Sonnenbrand und eine Magen“verstimmung“
eingefangen. Aber ich erzähl wohl mal von vorne ;)
Heiligabend bin ich mit meiner Gastmutter zur Kirche,
wo Dani (meine Gastschwester) eigentlich wie viele andere Mädchen aus dem Dorf
einen Baum schmücken sollte. Mit Papierblumen, die ihre Mutter in stundenlanger
Arbeit an drei Abenden zuvor gebastelt hatte… Aber die Dame hatte mal wieder
spontan keine Lust und so haben wir eben den anderen zugeschaut. Die
geschmückten Bäume wurden dann von Jungs aus dem Dorf eine Stunde lange von
Musik und Menschen begleitet durchs Dorf getragen. Anschließend sind alle auf
einem Hof eingekehrt, wo alles weihnachtlich-kitschig geschmückt war und die
Jungs mit dem Baum und dem Mädchen das den Baum geschmückt hat noch eine halbe
Stunde getanzt haben. Danach wurden Süßigkeiten von den Mädchen verteilt – wir hatten
auch welche dabei. So was Verrücktes hab ich echt noch nie erlebt. Mit dem
ersten Takt der Musik haben alle Süßigkeiten durch die Gegend geworfen und total
viele Erwachsene (!) sind hergekommen und haben ganz dreist und gierig Süßigkeiten aus
unserem Korb gefordert. So unverschämt! Aber wir sind schnell geflüchtet und
haben unsere Süßigkeiten in der Küche an die Gastgeber verteilt. Danach gab’s dann
Essen für alle – Suppe und Mole (eine für Oaxaca sehr bekannte Soße die es in
acht verschiedenen Variationen gibt) mit einem Brocken Fleisch… Wir mussten
dann schnell nach Hause, weil Leute zum Mezcal kaufen gekommen sind. Für viele
hier ist Weihnachten ein ganz gewöhnlicher Tag zum Arbeiten…
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"Maria, Josef und der Engel mit der frohen Botschaft" vor der Kirche ;) |
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Die Mädchen schmücken ihre Bäume |
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Jos, unser Hund, hat uns bis in die Kirche verfolgt. Er will nie alleine sein. |
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Beim Umzug durch das Dorf |
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Tanz mit den Bäumen - die armen Jungs... |
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Ich mit meiner Gastmutter Aida - nicht der beste Schnappschuss aber besser als nichts ;) |
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Die Krippe auf der Dorffeier |
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Abends sind wir zum Essen zur Familie meines Gastvaters
gefahren – zwei Stunden zu spät, und trotzdem waren noch alle beim Putzen und
Duschen usw. Letztendlich haben wir um halb zehn gegessen. Es gab mal ganz
traditionell Tortillas zum selbstbelegen – lecker! Uuund: Früchtepunsch! Juhu!
Das hat mich dann doch ein bisschen für den fehlenden Glühwein entschädigt. Vor
dem Essen hat der Vater meines Gastvaters noch eine kleine Ansprache gehalten,
wie schön es ist dass die ganze Familie an diesem Tag vereint ist usw. Total
schön. Nach dem Essen wurden die Kinder dann immer unruhiger – sie wollten
unbedingt endlich die Piñata schlagen. Also wurde das gute Ding an einem Seil
im Hof aufgehängt und alle (ca. zehn) Kinder durften einmal mit verbundenen
Augen draufschlagen, während die anderen ein Lied gesungen haben und der Opa an
einem Seil die Piñata bewegt hat damit es nicht so einfach ist. Ich durfte dann
auch mal. Und nachdem ca. 15 Leute draufgeschlagen haben ist das Ding auch
endlich mal geplatzt und alle Kinder haben sich wie verrückt auf die
rausfallenden Süßigkeiten gestürzt.
Im Großen und Ganzen ein ganz netter Abend – aber kein
Vergleich zu unserer Weihnachtszeit. Die ist doch viel schöner als ich es die
ganzen Jahre empfunden hatte. Vielleicht merkt man das nur nicht immer, weil wir uns gleichzeitig zu
viel Stress damit machen.
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Meine Gastschwester Dani und ich mit der Pinata |
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Mein Festtagsessen |
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Madeleine beim Pinata-Schlagen |
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Am 1. Weihnachtsfeiertag, den es hier nicht wirklich gibt,
habe ich morgens erst mal mit Juan, Ewa und Marlen, drei Jugendlichen aus Minas
das Dorf erkundet. Mit den Dreien werde ich an meinem Projekt arbeiten und sie
haben mir alle Teile des Dorfes gezeigt – erst mal stundenlang zu Fuß in der
Hitze. Bis wir dann meinen Gastvater getroffen haben und er gesagt hat ich soll
jetzt mit seinem Pick-up fahren. Die anderen können nämlich kein Auto fahren.
Und ich war zunächst auch nicht sehr begeistert – das Ding ist rießig und die
Straßen hier sind keine Straßen sondern eine Aneinanderreihung von Löchern,
Felsen und Seen… Aber bevor ich nochmal zwei Stunden laufen musste hab ich mich
dann doch reingesetzt und hab die anderen durch die Gegend geschaukelt. Das war
auf jeden Fall ein Erlebnis!!
Nach unserer Tour war ich fix und fertig und wollte mich
erst mal hinlegen – aber Fehlanzeige. Die Schwester meines Gastvaters hat mich
angerufen und gebeten zum Haus ihrer Eltern zu fahren weil ein Kunde aus
Amerika da ist, der Mezcal kaufen will. Problem: Er kann kein Spanisch und sie
und mein Gastvater können kein Englisch. Wurde ich eben mal zur Dolmetscherin
berufen. Das war wirklich lustig, weil ich mich gut mit den Amerikanern
verstanden habe und meine Gastfamilie mal dran war nichts zu verstehen :D War zwar auch
schwierig für mich, alles dann noch ins Spanische zu übersetzen aber im
Endeffekt hat es gut geklappt und alle sind mit ihrem Vertrag zufrieden.
Nach dem Gespräch war es so spät dass es für uns unmöglich
war, es noch rechtzeitig in die Kirche zur Hochzeit der Nichte meines
Gastvaters zu schaffen. Also sind wir eben mal wieder ein paar Stunden später
los als alle anderen ;) Sind dann direkt zur Feier im „Salon“ gefahren und als
ich reingekommen bin hats mich fast umgehauen. So einen prunkvollen Schuppen
hätte ich nicht erwartet! Es war total rießig – insgesamt 800 Gäste!- und total
schön geschmückt. In der Mitte gab es eine rießige Tanzfläche und eine
megagroße Torte! Außerdem gab es eine Bühne mit einer Band die ungefähr in der
Formation und Lautstärke einer Beatabend-Band aufgetreten ist. Allerdings haben
sie nur traditionelle mexikanische Musik, Salsa und Merengue gespielt. Mich wundert es jedenfalls nicht mehr, dass hier doch relativ wenige Paare heiraten - die Feiern kosten ja ein Vermögen!
Nach einer gleichzeitig witzig, emotionalen und langweiligen
Ansprache der Eltern des Brautpaars gab es dann erst mal Essen – für mexikanische
Verhältnisse sehr spärlich und langweilig. Es gab Suppe und dann einen Teller
für jeden mit einer kleinen Portion Braten, Nudeln und Gemüse. Danach hat dann
das Brautpaar die Tanzfläche eröffnet. Sie haben zu einem Remix aus Michael
Jackson und anderen Liedern eine Art Showtanz gemacht – zum Schreien! Ich habs
aufgenommen aber der Film ist zu lang zum Hochladen. Den zeig ich euch dann mal daheim. War
echt unglaublich witzig!
Danach waren dann die anderen mit an der Reihe. Es wurden
ein paar Spiele gemacht deren Sinn ich nicht verstanden hab aber trotzdem
musste ich mitmachen… War ganz lustig. Dann haben alle (fast) getanzt – Salsa,
Merengue – alles. Hat echt Spaß gemacht. Und währenddessen wurden immer
Sachen ausgeworfen – Süßigkeiten, Halstücher, Strohhüte und sogar Flip Flops!
Total verrückt mal wieder! Dann gab es noch Torte und noch mehr Tanz, Tanz,
Tanz. Auch viele Gruppentänze die alle gekannt und mitgetanzt haben. Sind erst
um halb drei nach Hause gefahren aber war wirklich ein lustiger Abend! Definitv kann man von den Mexikanern lernen wie man Feste feiert!
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Der Saal |
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Die bescheidene Hochzeitstorte |
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Alle tanzen! |
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Meine Dancing-Crew: Gastschwester Dani, Gastmutter Aida, "Schwägerin" Elvia, Madeleine, "Schwägerin" Adriana |