In dieser Nacht habe ich mich gleich mal halb zu Tode erschreckt. Wie bereits erwähnt hat mein Zimmer keine Türe. Mitten in der Nacht sind aber auf einmal in der Küche Schüsseln umgefallen und es hat total gerumpelt. Aber man hat keine Schritte gehört. Ich hatte so Schiss. Und Licht wollte ich auch nicht anmachen, um den potenziellen Einbrecher nicht auf mich aufmerksam zu machen. Irgendwann bin ich zum Glück einfach eingeschlafen. Anscheinend war es eine Katze, die durch einen Spalt in der Waschküche reingekommen ist. Sehr beruhigend zu wissen dass nachts vielleicht irgendwann auf einmal ein Tier in meinem Bett liegt...
Am Dienstag bin ich morgens mit meinem Gastvater in die Mezcal-Fabrik gelaufen. Unterwegs hat er mir die Agaven gezeigt, aus denen der Mezcal gewonnen wird. Dann hat er mir in der Fabrik den Ablauf der Produktion erklärt. Das war sehr interessant - auch wenn mir wahrscheinlich aufgrund mangelnden Wortschatzes ein paar Details entgangen sind ;)
Die Agavenfrüchte aus denen der Mezcal gemacht wird. Man kann das Innere auch essen - schmeckt sehr lecker, aber sehr süß! |
Hier erfolgt die Destillation |
Die Kultur der Zapoteken darf natürlich auch in der Mezcal-Fabrik nicht fehlen... |
Diese Flaschen gehen nach Deutschland- genauer gesagt nach Berlin. Ein Restaurant-Besitzer hat meiner Gastfamilie eine große Menge abgekauft. |
Am Mittwoch durfte ich endlich (natürlich nur in Begleitung) nach Oaxaca, um ein neues Handy und Internetzugang zu kaufen! Doch bevor es soweit war habe ich mal wieder Bekanntschaft mit der mexikanischen Gemütlichkeit gemacht. Es hieß, Miguel holt mich um 10 Uhr ab um nach Oaxaca zu fahren... Natürlich ist er erst eine dreiviertel Stunde später aufgetaucht. Aber damit nicht genug. Wir mussten dann noch "kurz" bei Eduardos Eltern vorbei fahren. Aus "kurz" wurden im Endeffekt mehr als zwei Stunden in denen ich mal wieder rumsaß, versucht habe mich mit Familienmitgliedern zu unterhalten und Zeitung zu lesen. Geduld muss man hier wirklich in hohem Maße besitzen!!!
Tja, und nun zu meinem gestrigen Erlebnis-Tag. Um zehn Uhr kam Eduardo nach Hause und meinte, wir müssten "ahorita" zu einem Treffen gehen. Letztendlich hat das Treffen zwei Stunden später begonnen. Es war das Treffen von Gemeindemitgliedern verschiedener Dörfer im Umkreis, die zusammenarbeiten wollen, um die Ressourcen die ihnen die Natur bietet zu erhalten - also Zugang zu sauberem Wasser zu schaffen, neue Bäume zu pflanzen usw. Das war wirklich sehr interessant - auch wenn ich oft nur Bahnhof verstanden habe wenn die sich beim Sprechen mal wieder alle überschlagen haben. Nach dem fast 2,5 stündigen Treffen ist die ganze Gruppe in die Berge gefahren, um einen See zu besichtigen, den die Dorfgemeinschaft von Santa Catarina Minas pflegt um Frischwasser zur Bewässerung von Bäumen zu erhalten. Auf so eine Wanderung war ich nicht ganz eingestellt - und hatte gleich mal einen halben Kaktus in meinem Schuh stecken. Aber im Endeffekt war die Landschaft wunderschön und es war wirklich interessant (das wird langsam zu meinem meistverwendeten Wort nach "más despacio por favor" - langsamer bitte) zu sehen welche Bemühungen die Menschen hier betreiben um die Natur zu schützen.
Der See... Und der Mann im weißen Hemd ist Eduardo, mein Gastvater und zukünftiger Bürgermeister von Minas. |
Santa Catarina Minas von der Spitze eines Berges aus gesehen. Das Dorf liegt auf 1560 Metern zwischen vielen Bergen - was auch das ziemlich kalte Lüftchen in der Nacht erklärt. |
Nach der Besichtigung ging es dann mit der kompletten Gruppe in ein kleines Restaurant zum Essen UND (wer hätte es gedacht) zum Mezcal-Trinken! Und zwar sehr viel Mezcal. Die Leute waren wirklich lustige und (Achtung!) interessante (haha!) Charaktere. Auch wenn ich nicht alles verstanden habe ;)
Um neun Uhr abends war ich dann guter Hoffnung dass wir uns auf den Heimweg begeben, aber dem war nicht so - wir sind zum nächsten Treffen gefahren. So ganz steig ich auch noch nicht durch mit den verschiedenen Gruppen hier im Dorf. Aber das zweite Treffen war mit Leuten, die Eduardo unterstützen. Er hat mit denen geredet wie ein Priester und ihnen vorgehalten dass sie hart arbeiten müssen um etwas zu erreichen usw. Und alle haben ihm gebannt und ehrfürchtig zugehört und sich gerechtfertigt... Seltsam. Irgendwann kam Miguel dazu und hatte Mitleid mit mir weil ich schon den ganzen Tag bei anstrengenden Treffen verbracht hab. Er hat mich dann heim gefahren. Puh... :)
Heute habe ich wieder eine "ahorita"-Geduldsprobe hinter mich gebracht. Diesmal dauerte "sofort" auch mal wieder zwei Stunden. Letztendlich bin ich dann aber doch noch mit meiner Gastmutter und Kindern auf dem großen Markt in Ocotlán gelandet, wo man wirklich alles kaufen kann: Alle möglichen Obst- und Gemüsesorten, Tortillas, Kleidung, Schweineköpfe, lebende Ziegen, Hühner, Truthähne und vieles mehr. Dort haben wir Gemüse, Obst, Tortillas und Fleisch für die nächste Woche eingekauft. Und kitschigen Weihnachtsschmuck. Außerdem hab ich mir endlich noch eine dicke, warme Wolljacke gekauft! Juhu! Aber ich glaub die Verkäuferin hat mich voll abgezockt. Sie hat gesagt 340 Pesos kostet der Pullover, was ich auch bezahlt habe. Zu Hause hab ich dann gesehen dass auf einem Zettel am Pullover "200" stand. Tja, als Weiße wird man halt gern mal übers Ohr gehauen hier... Ich werde auch ständig aus vorbei fahrenden Autos heraus gegrüßt. Seltsam :D
Die Fahrten sind übrigens auch sehr außergewöhnlich. Zwischen Minas und Ocotlán fahren "Taxis": Transporter, die hinten offen sind und zwei Bretter als Sitzbänke haben. Diese Fahrzeuge werden dann mit mindestens zehn Leuten vollgeladen und ab gehts. Innerhalb von Minas fahren auch kleine Dorftaxis - TukTuks! :) Und diese kleinen Dinger fahren wirklich überall hin - durch die größten Schlaglöcher, die steilsten Berge hoch und sogar durch einen kleinen See durch... Verrückt!
Wieder im Haus angekommen hab ich dann mal wieder Wäsche gewaschen - mit der Hand. Schön anstrengend und zeitraubend ist das! Da weiß man mal wieder zu schätzen wie schön man es zu Hause eigentlich hat! So, ich leg mich jetzt mal schlafen. Hab gerade erfahren dass ich morgen um 7:30 Uhr mit Eduardo (sein Spitzname ist übrigens Lalu) losziehen muss - ein weiteres ominöses "Treffen"! Buenas noches!
Hallo Madeleine,
AntwortenLöschenich bin jetzt nachdem ich deine Reiseberichte lese noch mehr begeistert von dem Land. Ich wünsche dir weiterhin alles Liebe viele Grüße aus dem schmuddeligen und kalten Gaubüttelbrunn
Wow, das hört sich alles echt spannend an!
AntwortenLöschenNichts desto trotz, freue ich mich wenn du endlich wieder da bist :-))))
Küsschen,
Kristina