Da hier so einiges anders ist als in Deutschland habe ich beschlossen statt meine Tagesabläufe zu erzählen auch mal thematisch auf einige Punkte genauer einzugehen. Heute soll es einfach um das "Anders sein" gehen.
In Deutschland ist man es schon gewohnt, dass die Bevölkerung multikulturell ist. Jeder ist schon mal einem Menschen begegnet, der eine andere Hautfarbe hat als man selbst. Hier ist das etwas anders. Mir war das selbst anfangs gar nicht so bewusst, aber für viele Menschen hier bin ich die erste Weiße die sie sehen bzw. kennen lernen.
Als einzige Weiße - hier als "Güerita" bezeichnet - falle ich natürlich überall sofort auf. Mein Gastvater hat zu mir schon gesagt "Du kannst dich nicht verstecken - deine Hautfarbe verrät dich überall". Und für viele hier scheint das total faszinierend zu sein. Oft starren mich die Leute einfach nur an und man merkt dass es ihnen nicht so ganz geheuer ist - mir übrigens auch nicht... Bei manchen verspürt man aber auch ein intensives Interesse. Sie suchen das Gespräch, zeigen mir Handybilder von ihrer Familie und packen erst mal ihre extrem geringen Englisch-Kenntnisse aus. Manche können sogar ein bisschen deutsch. Und ratet mal warum? Die meisten (jungen) Leute verbinden Deutschland mit RAMMSTEIN! Sie können dann zumindest sagen "Du hast!" :D Ohne zu wissen was es bedeutet. Witzig! Und viele wissen auch ein bisschen über Hitler und den Zweiten Weltkrieg Bescheid. Dann hört es meistens aber auch schon wieder auf.
Für die Ungebildeteren ist Deutschland kaum ein Begriff. Ein Mann hat mich letzte Woche gefragt wie weit Deutschland von Europa entfernt ist. Und so sehr ich mich auch bemüht habe ihm zu erklären dass Deutschland IN Europa ist - er wollte es einfach nicht verstehen. Außerdem wurde ich schon gefragt ob es in meinem Land Kamele gibt. Da hat sich aber gleich ein Anderer eingeschaltet und gesagt: "Nein, das ist doch in Afghanistan!"
Meine Gastfamilie kennt sich da schon ein bisschen besser aus und fragt öfter nach Vergleichen zwischen Mexiko und Deutschland. Zum Beispiel konnten sie nicht verstehen, dass bei uns in den Dörfern nicht ständig Polizei-Patrouillen Streife fahren - "Aber werden die Häuser dann nicht überfallen?" war dann die Frage. Manchmal weiß ich gar nicht was ich da antworten soll. So vieles ist für uns in Deutschland so selbstverständlich! Auch die Frage, wie sich die Menschen in meinem Land das teure Leben dort leisten können ist schwer zu beantworten, ohne großspurig zu klingen. Das Lohnniveau ist eben auch überhaupt nicht vergleichbar. Es gibt zum Beispiel drei Frauen, die hier in der Kirche arbeiten - putzen, schmücken, die vielen Fiestas vorbereiten und und und. Zu dritt bekommen sie im Jahr umgerechnet ca. 7000 Euro. Das entspricht in Deutschland eben nicht einmal einem 400€-Job. Aber wie soll man das erklären?
Eine besondere Überraschung ist hier auch für die meisten dass ich einen Führerschein habe. Für Frauen ist das hier höchst ungewöhnlich. Und überhaupt bezweifle ich dass die meisten die hier Auto fahren jemals gelernt haben wie es geht. Regeln gibt es jedenfalls nicht wirklich...
So, so viel mal grob zu den auffallendsten Unterschieden. Da fühlt man sich schon etwas seltsam manchmal. Aber ist wohl auch nur eine Sache der Gewohnheit. In Deutschland wäre meine Hautfarbe wohl gerade auch passend zur Umgebung - schneeweiß :D
Sehr schöner und interessanter Post!
AntwortenLöschenmissU